87,5 ist die Frequenz, mit der das UKW-Frequenzband des öffentlichen Rundfunks beginnt. Auf 87,5 sind alle Radios automatisch eingestellt, wenn sie zum ersten Mal angeschaltet werden. Und 87,5 ist die einzige Frequenz, die kein Radiosender beansprucht.
Die Frequenz 87,5 ist ein öffentlicher Raum an sich. Die Künstler Julian Breuer und Jan Engelke eignen sich für ihre Ausstellung im Lichthaus Arnsberg diesen akustischen Freiraum an. Auf diese Weise entsteht ein offenes Radioformat, das durch die BesucherInnen hergestellt wird und die Grenzen zwischen Produzieren und Betrachten verschiebt, um Fragen nach den Bedingungen öffentlichen Sprechens zu adressieren.
Im Lichthaus stehen drei Tische mit je drei Mikrofonen, die laufend „on air“ sind. Ihre Aufzeichnung wird live in nächstem Umkreis auf der Frequenz 87,5 gesendet. Dieser Sendeort wird akustisch von schallzerstreuenden Formen und visuell durch vertikale Lamellenvorhänge gefasst.
Das Radioprogramm ist der Kern der Ausstellung, es ist allerdings nur außerhalb des Ausstellungsraumes wahrnehmbar; gleichzeitig wird das Radio erst durch die BesucherInnen hergestellt. Ihre Schritte und Geräusche, Ihre Stimmen, flüsternd am Mikrofon vorbei oder laut die Möglichkeit einer öffentlich verbreiteten Botschaft nutzend, bilden 87,5.
Wie verändert die Präsenz eines offenen Mikrophons „on air“ die Atmosphäre eines Raumes? Welche Wirkung auf das öffentliche Sprechen bietet hier die mögliche Anonymität? Welchen Einfluss haben diese Bedingungen auf den Inhalt der Sendung? Hätten Sie auch etwas zu sagen, was alle wissen sollen?
Die offenen Mikrofone sollen die Möglichkeit bieten, frei zu sprechen. Es ist kein Mechanismus der Zensur vorgesehen. Für einen für alle offenen Raum liegt Ihrer Teilnahme an 87,5 als Kodex zugrunde: Keine verbale Gewalt – rassistische, rechtsradikale, sexistische, frauenfeindliche oder anderweitig diskriminierende Inhalte werden nicht geduldet.
Im historischen Kontext des Klosters Wedinghausen, das selbst ein wichtiges kulturelles Zentrum war, in dem Bücher und Schriften verfasst, vervielfältigt und archiviert wurden, wird das Lichthaus jetzt die Funktion eines lebendigen akustischen Archivs übernehmen.
Während des Arnsberger Kunstsommers ist das Lichthaus von Sonntag, 19.08. bis Sonntag, 26.08.2018 von 15.00 bis 18.00 Uhr täglich geöffnet und verwandelt sich in ein Tonstudio, das Sie besuchen können.
Eine Ausstellung des Kulturbüros der Stadt Arnsberg in Zusammenarbeit mit dem Kunstverein Arnsberg.