Das Lichthaus Arnsberg präsentiert die Ausstellung "Photonuclear" von Eno Henze.
Ausgangspunkt der Installation 'Photonuclear' ist das technologische Objét trouvé 'Tscherenkows Traum': eine LED Wand, die ohne äußeres Zutun Entladungen zeigt, die wie Spuren in einem Teilchendetektor aussehen. Der Russische Physiker und spätere Nobelpreisträger Pawel Alexejewitsch Tscherenkow (1904-1990) hätte sich so einen Detektor vorstellen können, der die von ihm beschriebene Strahlung zum Nachweis von Teilchenkollisionen benutzt.
Henze hat für die Installation im Lichthaus diese LED Wand verwendet, um Fotogramme dieser Entladungen anzufertigen. Dabei nimmt er eine wissenschaftliche Haltung bei der Bildherstellung ein. Auch die Wissenschaft arbeitet mit 'Fotobeweisen' und versucht möglichst direkte Abdrücke dessen, was sie beschreibt und aufzeichnet, zu gewinnen. Diese Abdrücke sind dann Gegenstand einer objektiven Bildanalyse. Forscher verwenden technische Verfahren zur Bilderzeugung, die versuchen, den Autor aus der Bildgewinnung zu entfernen, um so ein möglichst neutrales, unbeeinflusstes Bild zu erhalten.
Tatsächlich sind aber auch die technischen Bilderzeugungsverfahren vielen freien Entscheidungen des Wissenschaftlers (Experimentators) unterworfen, und folgen wesentlich weitergehend ästhetischen - die erhoffte Beurteilung begünstigenden - Gesichtspunkten, als allgemein zugegeben wird. Dies ist insbesondere dann der Fall, wenn etwas mit Bildern untermauert werden soll, das sich der direkten menschlichen Wahrnehmung entzieht. Die Wissenschaft versucht also, das unzugängliche zu versinnlichen, und wagt sich dabei zwangsläufig auf ästhetisches, also aus wissenschaftlicher Sicht unsicheres, Terrain vor.
Das Bilderzeugungsverfahren das zu den ausgestellten Fotogrammen geführt hat, ist nur im Prinzip wissenschaftlich, de facto aber absurd. Es versucht einen Beweis zu etwas zu liefern, das der Imagination, dem Traum entspringt, und so außerhalb wissenschaftlicher Ableitung und Ratio verortet ist.
Dadurch wird allerdings das Bild zum eigentlichen Ergebnis und rückt in den Mittelpunkt der Betrachtung vor. Wir versuchen in den Bildern die Schritte zu lesen, die zu seiner Erzeugung geführt haben, und so Rückschlüsse auf das Verfahren, auf das Wesen der Technik etc. zu gewinnen. Uns liegen Bilder vor, die oberflächlich technischer Natur sind, und die nur versteckt Hinweise auf die menschliche Hand, die zu ihrer Erzeugung geführt hat, in sich tragen.
Eno Henze wurde 1978 in Frankfurt am Main geboren. Er studierte Medienkunst an der Hochschule für Gestaltung in Karlsruhe, Städelschule in Frankfurt am Main und an der Cooper Union in New York. Henze lebt in Berlin.
Eine Ausstellung des Kulturbüros der Stadt Arnsberg mit dem Kunstverein Arnsberg.