Die Arbeiten des Künstlers Timo Klöppel bestehen oftmals aus Modulationen des Raumes.
Für die Arbeit im Lichthaus Arnsberg hat Klöppel einen Boden gebaut, der  aus hölzernen Wellen besteht, auf denen der Besucher gehen kann.  Betritt er die Wellen, muss er erst einen festen Standpunkt suchen, um  nicht zu fallen. Auf dem Holzmeeresboden wird er an die grundlegende  Unsicherheit eines Gangs erinnert. Jedem Schritt steht in Klöppels Raum  ein möglicher Sturz bevor, ein Fall oder aber eine Erklimmung. Die  Instabilität des Stands, des Blicks und auch eines Gedankens wird durch  Klöppels Raum erfahrbar.
Der Mensch treibt auf gebauten, nur scheinbar fixen Grundlagen inmitten  der Weltmeere, die von Finsternis und einem einsamen Fixstern, - bei Klöppel ist es eine radförmige Lampe -, verdunkelt und erhellt werden. Er lebt in  territorialisierten Flächen, handelt mit Wind, teilt Himmel und Gewässer  und kann sich dennoch nie auf sicherem Boden wähnen, der gehört und  gleich bleibt. Sein Stehen ist eher als ein Suchen nach einem Stand zu  verstehen, der nie lange andauern und sich nur tänzelnd und tollkühn  fortbewegen und erhalten kann.
Wo ein Sturz droht, ist auch Aussicht auf einen errettenden Gipfel.  Klöppel verarbeitet seine philosophischen Überlegungen ebenso  tiefgründig wie unprätentiös, ebenso geheimnisvoll wie einfach in seinen  skulpturalen Arbeiten. Er verweist mit den aufwendigen, selbst gebauten  Konstruktionen immer wieder auf die Tatsache, dass die Böden, Wände und  Räume, die den Menschen miteinander verbinden und voneinander trennen,  selbst gebaut sind. Dass es ihm frei steht, in einem verwalteten oder  aber wunderlichen Raum zu existieren. Dass diese Räume dem Denken und  somit dem Leben Form geben, da er sich in ihnen und anhand von ihnen  verortet, zurückzieht und entfaltet.
Die Verknüpfung der Einheiten Raum, Denken und Leben ist konstitutiv für  Klöppels Werk, in welchem ein Raum sowohl ein Abdruck eines Gedankens  ist als auch den lebendigen Gedanken bedingt, der sich innerhalb der  Restriktionen einer Architektur ereignet. Die Arbeit, einen inneren Raum  in einem äusseren zu öffnen und zugänglich zu machen, -ein Schreibender  tut dasselbe-, beschreibt eine Freiheitssuche, die ihre Kraft aus der  Vorstellung zieht, so wie ein wirkliches Paradies immer nur ein  verlorenes oder erhofftes sein kann, ein Ort der Erinnerung oder näher  den Wünschen.
„Maria Aspera“, wie in der Aeneis von Vergil, ist ein Schwur bei dem  Meer, weil dieses am treffendsten die Wahrheit der Aussage bezeugen  kann. Ein Meer bewegt sich unentwegt, nimmt alles auf und lässt sich  nicht vereinnahmen. Es bezeugt Wahrheit ohne Sprache, anhand von Ruinen,  die in ihm liegen und Spuren in seiner Zusammensetzung. Was kann das  Meer über die Wahrheit des Menschen sagen? Vielleicht: Sei Dir nicht zu  sicher, aber gehe trotzdem weiter. Und: Ich erinnere mich an alles.
Text: Jana Papenbroock
Timo Klöppel wurde 1981 in Berlin geboren und studierte dort Bildhauerei an der Universität der Künste.
Die Ausstellung im Lichthaus Arnsberg beruht auf seiner Reise über den Atlantik auf einem Segelfrachter 2014/2015.
Ein Projektraum des Kulturbüros der Stadt Arnsberg in Kooperation mit dem Kunstverein Arnsberg e.V.
Am Sonntag, 22.11.2015 ist das Lichthaus Arnsberg von 14.00 bis 16.00 Uhr geöffnet und die Welle von Timo Klöppel kann begangen werden!




