Das Lichthaus Arnsberg präsentiert die Einzelausstellung «prima materia» der Künstlerin Yala Juchmann. Der Titel bezieht sich auf den lateinischen Terminus der "ersten Materie" nach der Lehre des Aristoteles über die Konstitution der Dingwelt. Materie und Form, Grundbegriffe in der Bildhauerei, werden hier am Beispiel eines alltäglichen Objekts untersucht.
Eine Glasflasche ist eine Glasflasche. Man hat sie täglich in der Hand und kennt sie in vielfältigen Formen, Farben und Facetten. Weitergehende Gedanken darüber macht man sich nicht, bestenfalls interessiert man sich für deren Inhalt. Dieser ist in der Regel eine Flüssigkeit, die selber als Sinnbild für Veränderung und Wandel steht. Flüssigkeit ist für unseren Organismus lebenswichtig und macht diesen sogar zum größten Teil aus. Auch eine Glasflasche war auf ihrem Weg zur Form einmal selbst flüssig, sowie in letzter Konsequenz auch das Lichthaus in seinen Komponenten Glas, Stahl und Beton.
Materia prima ist neben der Philosophie auch ein wichtiger Begriff in der Alchemie. War für Aristoteles die Urmaterie eher ein gedankliches Konstrukt, forschten die Alchemisten im Mittelalter und der frühen Neuzeit nach eben einer solchen stofflichen Ursubstanz der ungeformten Materie. Physikalische Transformationsprozesse wie zum Beispiel Destillationsprozesse sollten eine gereinigte, vollendete Urmaterie hervorbringen. Dabei war nicht nur der physikalische Vorgang, sondern auch die innere Wandlung des Alchemisten von Bedeutung. Eben diese persönliche Auseinandersetzung mit Materie, Herausforderung vieler Künstler, und die utopische Suche nach ihrem Ursprung oder Kern sind Ausgangspunkt der Recherche dieser Ausstellung.
Yala Juchmann analysiert die Geschichte und schmelzt die Architektur auf einen möglichen Urpunkt zurück, einen Lichtstrahl. Im Lichthaus Arnsberg realisiert die Künstlerin eine Skulptur aus leeren Glasflaschen, die sie zu einer monumentalen Wand aufschichtet. Die ortspezifische Installation trennt das Lichthaus in zwei Bereiche, eine Lichtseite und eine Schattenseite. Juchmanns Experimente mit Glas, Licht und Reflektionen modulieren neue Vorstellungen von dem, das uns im Alltag umgibt. Jenseits der Materialisierung der konkreten Installation entsteht durch unsere Wahrnehmung ein Eindruck einer Materie vor und jenseits der Stofflichkeit.
Yala Juchmann wurde 1984 in Hagen geboren, ist in Arnsberg aufgewachsen und lebt seit 2005 in Berlin. Sie studierte Bildende Kunst an der Universität der Künste Berlin, an der Kuvataideakatemia Helsinki, an der Cooper Union in New York. Die Ausstellung im Lichthaus Arnsberg ist ihre erste institutionelle Einzelausstellung.
Realisiert wird dieses Kunstprojekt mit der freundlichen Unterstützung der Brauerei C.&A. Veltins.